Wüstenradar vor Ort
In journalistischen Fallstudien werden drei lokale Medienmärkte porträtiert, die als Musterbeispiele für die aktuelle Transformation des Lokaljournalismus gelten können. Auf der Basis von Vor-Ort-Besuchen und Interviews entsteht so ein anschauliches Bild des Wandels und der Perspektiven für die Zukunft. Die Recherchereisen führten Netzwerk Recherche nach Greiz, Konstanz und Regensburg.
Rund um Greiz in Thüringen wird die einzige Lokalzeitung - die Ostthüringer Zeitung - seit Mai 2023 den Abonnent:innen nicht mehr durch Zusteller:innen nach Hause gebracht. Die Lieferung in die Gemeinden sei unwirtschaftlich, argumentierten die Verlagsmanager von Funke Medien Thüringen. Sie erklärten die Dörfer zu einer Modellregion für die Digitalisierung des ländlichen Raums und flankierten den Abschied von der gedruckten Zeitung am Frühstückstisch durch ein Medienbildungsprogramm für Senior:innen und weitere Angebote.
In Konstanz am Bodensee ist ein gemeinnütziges Start-up - das karla Magazin - an den Start gegangen. Die Gründer:innen wollten in ihrem ambitionierten Medienprojekt mit neuen Formen des Lokaljournalismus experimentieren, Lücken in der lokalen Berichterstattung schließen und sich einen festen Platz neben dem Südkurier erobern. Die Arbeit der karla-Redaktion sollte über Crowdfunding, Mitgliedschaften und Stiftungsgelder finanziert werden - doch dann reichte das Geld nicht. Derzeit wird ein neues Konzept erprobt.
Als im Sommer 2021 die in Regensburg erscheinende Mittelbayerische Zeitung an die Mediengruppe Bayern verkauft wurde, nahm der Verleger des Straubinger Tagblatts aus der Nachbarschaft diesen Schritt zum Anlass, mit einer neuen Zeitung vor Ort in den Wettbewerb einzusteigen. Innerhalb weniger Tage brachte er mit seinem Team die Regensburger Zeitung an die Kioske. Mitunter setzt aber ein ganz anderes Medium die Themen in der Stadt - das durch investigative Recherchen bundesweit bekannt gewordene Online-Magazin Regensburg Digital.